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Was steckt hinter der Schwierigkeit, Grenzen zu setzen, Nein zu sagen oder eigene Bedürfnisse mitzuteilen?

Aktualisiert: 22. Aug.

Vielen Menschen fällt es schwer, klare Grenzen zu ziehen, Nein zu sagen oder Verantwortung abzugeben. Sie fühlen sich egoistisch, wenn sie sich um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern.


Hinter dieser Schwierigkeit stecken oft tief verankerte innere Programme:

  • Ich opfere mich auf.

  • Ich rette dich.

  • Ich bin schlecht, wenn ich Nein sage.

  • Irgendetwas an mir ist grundsätzlich falsch.


Solche Muster zeigen sich nicht nur in Partnerschaften, sondern auch im Arbeitsleben oder in Freundschaften.


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Sehr häufig haben sie ihren Ursprung in frühen Beziehungserfahrungen – vor allem, wenn Bezugspersonen nicht in der Lage waren, selbst Verantwortung für ihr Erleben zu übernehmen.

Manchmal waren diese Bezugspersonen emotional abhängig, unreif oder so mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass das Kind unbewusst in eine Rolle gedrängt wurde, die nie seine Aufgabe war.


Wie wirkt das auf das Kind – und später auf den Erwachsenen?


Übernommene Verantwortung: Das Kind lernt: „Ich bin schuld an den Gefühlen und dem Wohlergehen meiner Bezugsperson.“ Es entsteht ein überhöhtes Verantwortungsgefühl, das nicht der Realität entspricht. Das Kind wird emotional parentifiziert, übernimmt also Aufgaben der „emotionalen Elternfunktion“.


Chronische Schuldgefühle: Was ursprünglich nur als Signal zur Beziehungsklärung gedacht war („Ich habe etwas falsch gemacht“), wird zu einem Dauerzustand: „Ich bin grundsätzlich falsch oder schädlich.“ Schuld wird nicht mehr nur auf Verhalten bezogen, sondern verknüpft sich mit der Identität. So entsteht toxische Scham.


Verzerrtes Realitätsempfinden: Wenn eine Bezugsperson keine Eigenverantwortung übernimmt, sondern ständig äußere Ursachen für ihre Befindlichkeit benennt, verliert das Kind die Fähigkeit, Realität differenziert wahrzunehmen:

  • Was ist mein Anteil?

  • Was gehört zu dir?

  • Wofür bin ich wirklich verantwortlich?


Diese Grenzen bleiben diffus. Das kann später zu Problemen führen, wie z.B. exzessives Schuldempfinden, auch wenn objektiv kein Grund vorliegt, permanente Rechtfertigung oder Angst vor Ablehnung bei Eigenständigkeit.


Bindung = Selbstaufgabe: Im kindlichen Erleben wird Bindung unbewusst gleichgesetzt mit Selbstverleugnung: "Wenn ich loyal sein will, muss ich dein emotionales Gepäck tragen, mich kleinmachen und schuldig fühlen". So wird Schuld zum unbewussten Steuerungsmechanismus, der Nähe sichert – auf Kosten der eigenen Integrität.



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Zusammengefasst: Wenn eine Bindungsperson nicht in der Lage ist, Verantwortung für die eigene emotionale Welt zu übernehmen, wird Schuldgefühl beim Kind oft zu einer Art Überlebensstrategie:


  • Ich fühle mich schuldig, damit ich dazugehöre.

  • Ich opfere mich, um Beziehung zu sichern.

  • Ich verliere mich, um dich nicht zu verlieren.


Dieses Muster bleibt oft unbewusst auch im Erwachsenenleben aktiv – und bindet enorme Kraft.


Veränderung beginnt dort:

  • wo du erkennst, dass Schuld und Scham oft alte Loyalitäten sind,

  • wo du klar differenzierst: Was gehört zu mir – was gehört zu dir?

  • wo du Verantwortung zurückgibst, die nie deine war,

  • wo du wieder Zugang zu deiner Würde findest – deinem unantastbaren Kern, der nicht davon abhängt, ob andere zufrieden mit dir sind.


Dort beginnt ein neues Kapitel: Du darfst dazugehören, ohne dich zu verlieren.

Gerne begleite ich dich dabei, diesen Weg zu gehen – Schritt für Schritt, in deinem Tempo.



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